WBO-Trendbarometer vorgestellt: Unternehmen geben sich optimistisch

 

Rund 120 Bustouristiker und ihre Partner folgten der Einladung des Verbands Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO) und der Gütegemeinschaft Buskomfort (gbk) zum „Tag des Bustourismus“. Die Tagung unter dem Motto „Reisen im Spannungsfeld der Krisen: Aussichten und Herausforderungen für die aktuelle Saison“ fand im Rahmen der CMT statt.

Ein Gang durch die Urlaubsmesse belege die steigende Bedeutung von Rad- und Wanderreisen auch für den Bustourismus, stellte Martin Becker in seiner Einführung fest. Vor dem Hintergrund von Personalmangel, Lieferengpässen sowie der Abhängigkeit vieler Firmen von staatlicher Unterstützung verwies der gbk-Geschäftsführer auf Kooperationen als Alternative zum klassischen Konkurrenzkampf. Als Beispiel dafür nannte er mittelständische Unternehmen, die ihren Bus-Port gegenseitig nutzen und gemeinsame Reisekataloge veröffentlichen.

Michael Gersch, Touristik-Referent beim WBO, präsentierte die Ergebnisse einer Umfrage unter mehr als 60 Bustouristikern in Baden-Württemberg. Vorneweg: Die Stimmung unter den Touristikern ist gut bis verhalten optimistisch. Mehr als ein Drittel erwartet ein gutes oder sehr gutes Reisegeschäft für das laufende Jahr. Drei Viertel der Befragten rechnen mit positiven Ergebnissen im Mietbusgeschäft . Mehr als 70 Prozent stufen den Einfluss von Inflation und Energiekrise auf das Buchungsverhalten als gering ein. Corona spiele bei der Entscheidung für einen Urlaub in diesem Jahr nach Meinung aller Befragten keine Rolle mehr. Die Auswertung des WBO zeigt auf, dass 15 Prozent im Jahr 2022 ein Umsatzvolumen von mehr als 90 Prozent im Vergleich zu 2019 erreicht haben und 57 Prozent der Unternehmen ein Umsatzvolumen von mehr als 80 Prozent. „Das ist deutlich besser, als viele erwartet haben“, freut sich Michael Gersch.

Kritik an frechen Preisen

Während Mathias Hirsch 2021 etwa 60 verschiedene Routen in Deutschland angeboten hatte und die Kunden des Busreiseveranstalters aus Karlsruhe auch eine viertägige Reise durch das Taubertal buchten, verkauft er jetzt vor allem wieder ausländische Ziele. Mit kämpferischem Pathos appellierte er an die Busunternehmer, sich gegen die „frechen“ Preissteigerungen vieler Hotels zu wehren. Deutliche Kritik übte Hirsch auch an Hotels, die ihr Geschäft nur noch über digitale Buchungsplattformen generieren. „Viele Hotels wollen keine Verträge mit Gruppenreiseveranstaltern machen.“

„Gruppen sind uns immer sehr willkommen“, betonte dagegen Tina Behringer. Die Paketreiseveranstalterin registriert jetzt wieder eine verstärkte Nachfrage nach Reisezielen in Europa. Neben Österreich, der Schweiz und Skandinavien liegen auch England, Frankreich und Kroatien im Trend. Migration sieht sie als Chance im Kampf gegen den Personalmangel, von dem auch das Hotelgewerbe stark betroffen ist.

Melanie Wekenmann vermisst Auszubildende, die im Tourismus arbeiten wollen, sowie „Gastronomen aus Leidenschaft“ und ärgert sich über „exorbitant hohe Zuschläge für Einzelzimmer in den Hotels“. Der reduzierte Service in den Hotels stehe im Widerspruch zum „Anspruchsdenken verwöhnter Stammkunden“. In den gegenwärtigen Krisenzeiten verkauft die Busreiseveranstalterin aus Rottenburg vor allem günstige Kurz- und Tagesreisen.

Im Gegensatz dazu beobachtet Karl Heyne keinen Trend zu kürzeren Reisen, deren Organisation im Vergleich zu längeren Urlauben aufwändiger sei. Der Paketer aus Gießen rechnet mit weiter steigenden Hotelpreisen, zumal jetzt auch Touristen aus Asien „Europa überfluten werden“. Um gute Umsätze zu generieren, sollten Busunternehmer ihre Reisen deshalb frühzeitig einkaufen.

Hohe Qualität verkauft sich gut

Ansgar Zoller erkennt in der demographischen Entwicklung noch Potenzial für die Bustouristik. „Unser Publikum verfügt über viel Zeit und hohe Renten“, erklärte der Inhaber der Trendwerkstatt im oberschwäbischen Erolzheim. Statt Abstriche bei der Qualität zu machen, sollten Busreiseveranstalter ihren Kunden besondere Erlebnisse bieten. „Es muss nicht billig, sondern super sein.“

Karlheinz Scholtis schlug auf einer Podiumsdiskussion, die von der WBO-Geschäftsführerin Yvonne Hüneburg moderiert wurde, in dieselbe Kerbe: „Teure Reisen mit hoher Qualität verkaufen sich gut, die Kundschaft hat das Geld“, stellte der Geschäftsführer der Touristik Partner Service GmbH in Rödermark fest. Wenn er keine geeigneten Fahrer finde, werden er seinen Fuhrpark verkleinern müssen, räumte der Stuttgarter Busunternehmer Harald Binder in dieser Gesprächsrunde ein. Und Heinrich Marti fürchtet, dass der Reisebus langfristig zum Verlierer der Klimapolitik wird. „Denn mit dem Ende des Verbrenners werden die Fahrzeuge und damit auch unsere Produkte teurer“, gab der Busunternehmer aus der Schweiz zu bedenken.

 

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